Rente mit 85? Klingt unvorstellbar. Ulrich Grillo jedoch, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, hält dies für möglich – vorausgesetzt, die Lebenserwartung der Deutschen steigt weiter an. „Traditionell galt das Lebensalter minus 15 Jahre als angemessenes Renteneintrittsalter. Die Rente mit 65 bis 67 passt heute dazu. Wenn nun die Lebenserwartung alle vier Jahre durchschnittlich um ein Jahr zunimmt, so könnte man das Renteneintrittsalter entsprechend anheben – wenn Menschen eines Tages 100 werden, würde sich rein theoretisch ein Renteneintrittsalter von 85 Jahren ergeben“, erklärte er in der Wirtschaftswoche.
Fakt ist, dass die Rentenbezugszeiten immer länger werden. Schon heute bekommen die Deutschen ihr Ruhestandsgeld im Durchschnitt rund 19 Jahre, im Jahr 1990 waren es nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung noch 15 Jahre.
Die steigende Lebenserwartung bedeutet zum einen mehr Zeit, um sich Wünsche wie große Reisen oder aufwendige Hobbys zu erfüllen. Zum anderen kann dieses Mehr auch zur Last werden – wenn etwa das Geld im Alter kaum zum Leben reicht. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung droht derzeit jeder siebte Senior über 65 Jahren zu verarmen, das heißt, er muss mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Haushalte hierzulande auskommen.
Kein Wunder, dass immer mehr Rentner arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu halten. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln belegt, dass sich der Anteil der 65- bis 74-jährigen Erwerbstätigen seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt hat.